So ihr Lieben,wir melden uns auch mal wieder aus dem neuseeländischen Nirgendwo. Ein großes SORRY, aber Internet ist in der Gegend, in der wir gerade sind reinste Glückssache.
Aber dann gibt es jetzt endlich mal News aus unserem wirklichen Zielland: NEW ZEALAND. Wenn ihr glaubt, jetzt nicht mehr verrückte Storys über Asiaten zu hören, liegt ihr falsch ….
Ca. 3 Wochen sind wir heute in Neuseeland. Uns kommt es vor wie mindestens 6 Wochen, weil so viel passiert ist: 4 verschiedene Unterkünfte in Auckland, der Stadt, in der wir angekommen sind, neuseeländische Barbecues mit 50 jäh., ein Treffen mit Janis Joplin, sehr tiefe, ungewollte Einblicke in die Welt neuseeländischer Stripclubs, ein Job-Angebot von chinesischen TV-Sendern und ein versuchter Autokauf. Aber erzählen wir von Anfang an.
Unser erster Eindruck von Neuseeland am Flughafen charakterisiert dieses Land wohl ganz gut. Wir haben noch nie so nette, ungestresste Flughafenmitarbeiter getroffen wie hier. Und das obwohl die Einfuhrbestimmungen sehr streng sind: nur sehr begrenzt dürfen Campingutensilie eingeführt, sowie kein Essen oder Pflanzen und unter Schuhen darf keine Erde sein. Und dieses wird auch seeeehr genau überprüft. Dieser Moment, wenn man panisch überlegt, ob man iiirgendwo noch Essen hat und sich schon eingeknastet oder zurückgeschickt nach Deutschland sieht und der Grenzbeamte einen nur fröhlich grinsend fragt, ob man Salami dabei hat!? Klar, ich habe meine deutsche Reisesalami dabei, die mir hilft, wenn ich Fernweh habe …
Auffallend war bereits am Flughafen der Umgang mit der Kultur der Ureinwohner, den Maori. Der Eingang zur Einreisehalle ist ein riesiger Torbogen aus geschnitzten Maorifiguren aus dem traditionelle Musik hallt. Wir waren ehrlich gesagt überrascht, dass ein Land, dass jahundertelang seine Ureinwohner unterdrückt hat, mittlerweile ein Selbstverständnis hat, zudem die Ureinwohner ausdrücklich dazugehören und man dies auch nach außen hin stolz zeigt. Guckt man sich in der Welt um, ist dies ja bei Weitem nicht ganz selbstverständlich.
Auf der Fahrt in die Innenstadt fuhren wir an gefühlt 50 asiatischen Restaurants vorbei. Leichte Panik kam auf, sich im ganzen nächsten halben Jahr von Hühnerfüßen ernähren zu müssen.
Und dann sind wir in die erste von vier Unterkünften gezogen. Wir sind uns noch nicht so richtig einig, ob es eine Verbesserung oder Verschlechterung im Vergleich zu Hongkong ist. Das Highlight: kein Fenster! Wir sind uns bis heute nicht sicher, ob es eine FBI Verhörzentrale war oder nicht. Graue, extrem dünne Wände (und ein Nachbar mit einer Keith-Richards-Lache), ein riesiges Bett und zwei jetleggeplagte Mädels. Jedenfalls sind wir in der Butze sowas von depressiv geworden (Auckland macht einen eh auf Dauer depressiv, deswegen trinken die hier auch alle so viel), dass wir nach 2 Nächten in Unterkunft nr. two umgezogen sind. Bemerkenswert an diesem Laden war unsere Mitbewohnerin mit einem durchaus nicht unbedingt Work und Travel-typischen Job und der Zustand des Frontfensters des Aufenthaltsraum.
Achso vorweg sollten wir vielleicht erwähnen, dass wir euch natürlich nicht davon abhalten wollen diese Stadt zu besuchen, denn Auckland ist eine gaaaaanz tolle Stadt mit gaaaanz tollen Hostels. Falls ihr hier einen Eindruck vom Gegenteil bekommen solltet, ist dies natürlich nicht beabsichtigt.
Ja, wo waren wir. Number two war im Stil einer amerikanischen Ferienanlage aus den 60ern – man erinnere sich an Dirty Dancing. Wir haben auf den Animateur zu Spiel, Spaß und Sport gewartet, aber er kam leeeider nicht. Spiel, Spaß und Sport sahen in diesem Hostel wie folgt aus: saufen und kiffen. Durch die Gänge waberte ein angenehm, grünlich angehauchter Duft und in der Küche traf man egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit immer einen der rotäugigen, fressflash-geplagten Franzosen. Die Engländer hingegen sprachen eher den Flüssigkeiten zu und fielen dann auch mal gerne mit dem Knie zuerst durch das Hostelfenster auf die Veranda. Why not. Die meisten Deutschen lagen verschreckt in ihren Betten und sprachen wenig oder schlichen mit ihren neuen Deuter-Rucksäcken und Outdoorklamotten zu den komischsten Uhrzeiten umher. (Anna, falls du das hier ließt: Du bist nicht gemeint!!)
Aber wirklich stutzig wurden wir, als wir jede Menge ziemlich knappe BHs und Dollarscheine mit aufgedruckten Stripperinnen in unserem Zimmer fanden. Wir haben ja gesagt, dass uns dieses Milieu verfolgt … Kurz: Wir haben uns ein Zimmer mit einer Stripperin aus Neuseelands bestem Stripclub geteilt. Und haben gelernt, dass man, egal was man trägt, es am besten ohne BH trägt (?!), die aktuellen Ectasy-Preise sehr gut sind und dass man mit weniger als 3x umziehen an einem Abend nicht auskommt. Ach und übrigens ist Dienstag freier Eintritt: http://www.calendargirls.co.nz/site/webpages/auckland/about-calendar-girls Schön war auch, wenn sie nachts um drei von der Arbeit kam, lautstark ins Zimmer torkelte, das Licht anmachte und brüllte „Soooorryyy guys, ich bin auch gaaanz leise!“. Lela saß senkrecht im Bett und dachte die Welt würde untergehen …
Rechtzeitig vor dem Obdachlos-werden am nächsten Morgen, buchten wir noch schnell Unterkunft number three. Also wanderten wir morgens um 10Uhr zur Backpacker-Rushhour wieder mit Sack und Pack durch Auckland. Um diese Uhrzeit muss man in den meisten Hostels auschecken, also stehen dann viele Backpacker auf der Straße und wandern mit ihren riesigen Rucksäcken durch die Stadt auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Die Völkerwanderung setzte ein …
Zu number three sind eigentlich nur zwei Dinge zu erwähnen: eine nette deutsche Zimmermitbewohnerin, die uns Bier ausgab und die Uuunmengen von gutaussehenden, blonden Männern, die ständig direkt hinter einem halbnackt aus den Duschen sprangen. 1. hat das Hostel die engagiert? 2. warum treffen die sich alle in diesem Hostel? Und 3. Warum sind wir nicht länger geblieben?
Nach einer Nacht zogen wir dann um in number four und landeten, oh wunder, lange nicht mehr gehabt: bei einem Chinesen. Und dreimal dürft ihr raten: Cään ei täik ää piktscha??
Ganz anders als bei den letzten Chinesen war aber die Unterkunft: Der Vermieter vermietet drei seiner Räume seines Einfamilienhauses. Also im Grunde eine große WG mit Gästen aus aller Welt. Am ersten Abend teilten wir die Küche mit lustigen Polen und ihrem Schnaps (nein wir sind nicht blind geworden und nein wir fordern keine Klischees heraus) und führten ein äußerst interessantes Gespräch über die Zukunft der Fotografie in unserer multidigitalen Gesellschaft. Schade, dass hier so wenig Polen unterwegs sind …
Am nächsten Abend teilten wir die Küche mit dem Vermieter der uns im Laufe des Gespräches unser Jobangebot des Lebens machte: Moderator für Verkaufsfernsehen im zukunftsreichen China. Wollten wir irgendwie immer schon mal werden … Wir seien ja sowas von perfekt dafür geeignet, weil aufgrund unserer Größe, Haaren, Hautfarbe und schönen Händen ja jeder einschalten und dem Kaufrausch verfallen würde. Er könne uns da an einen ganz tollen Produzenten weitervermitteln. Weil man Work und Travel ja eh viel besser in China als in Neuseeland machen könne … Puhhh unser Plan für 6 Monate in Neuseeland zu bleiben drohte doch seeeehr gewaltig ins Wanken zu geraten. Aber der Gedanke an die Hühnerfüße stimmte uns um.
Das sollte erst einmal vorerst unser letztes Hostelabenteuer sein, denn dann zogen wir zum 5. Mal um. Diesmal zum Bruder eines marrokanischen Freundes von Lelas Vater (könnt ihr uns folgen?). Wir haben seine Familie bereits 2013 in Marokko besucht und kurze Zeit in ihrem Haus auf dem Land ganz traditionell mit der Familie leben dürfen. Und weil die Welt ein Dorf ist, durften wir die Gastfreundschaft dieser Familie auch in Auckland genießen.
An unserem dritten Abend trafen wir uns mit Abdellah und Jan (Janis Joplin ist wieder zum Leben erwacht – ohne Spaß, diese Frau ist der Hammer!) zum ersten Mal zum Essen. Sie ist ein absoluter Hippie und er einfach unverwechselbar marrokanisch. Ein Stück Marokko mitten am anderen Ende der Welt, inklusive passendem Fahrstil (wir fahren rückwärts auf einer der meistbefahrenen Straßen Aucklands) und abentlichem gemeinsamen Tajine kochen (by the way: kocht Tajine, esst Tajine, badet darin, es ist einfach göttlich!). Dazu unglaublich gute Musik aus dem Radio (warum schafft Deutschland es nicht wie Neuseeland einen Sender zu haben, auf dem den ganzen Tag Stones, Beatles, 60s, 70s laufen und zwar NICHT die ausgelutschten Stücke?) und Jans guter Humor.
Wie manche von euch ja vielleicht schon vor der Reise mitbekommen haben, woll(t)en wir uns in Neuseeland einen Campervan kaufen. Wollten weil wir es schon getan haben. Ja, wir.haben.ein.verdammtes.Auto.gekauft. Ein verdammt geiles (es gibt einfach kein anderes Wort dafür) Auto. Dürfen wir vorstellen: Miss Elli, geboren 2000, 2,5t schwer, Lieblingsessen: Benzin, selten ein bisschen Wasser und Öl dazu, läuft automatisch und ist unser Zuhause für die nächsten 6 Monate.
Auf ein halbes Jahr betrachtet ist es weitaus billiger im Auto zu schlafen, als in Hostels oder Mietautos und das Land mit seinen vielen abgelegenen, kleinen Straßen ist deutlich besser zu bereisen. Davon abgesehen ist es einfach genial morgens aufzuwachen, auf die Karte zu gucken wo man heute hinwill und dann loszufahren. Freiheit, Unabhängigkeit, Wilderness, Hippie, Mädchentraum.
Aber von Anfang an wie wir zu Elli kamen. Abdellah und Jan machten es sich zur Aufgabe uns beim Autokauf zu helfen. Ohne die Beiden wäre Elli vielleicht heute nicht da wo sie ist – Thank you very much!
Wir stürzten uns noch ohne die Hilfe der Beiden in das Abenteuer Autokauf, fuhren ans andere Ende Aucklands und verpulverten 30Dollar um zwei Autos zu besichtigen. In das Erste verliebten wir uns auf der Stelle, allerdings wollten wir einen sogenannten pre-purchase-check vor dem Kauf machen (ist hier in Neuseeland Gang und Gebe und es gibt extra Werkstätten dafür, merkt euch das, wir haben später sehr viel Spaß mit diesem Check gehabt!) und die Besitzer wollten den Van lieber gleich loswerden. Mhhh shit. Komplett durch den Wind, weil wir unsere große Liebe nicht bekommen hatten, ging´s weiter zum nächsten Auto.
Wir trafen uns mit Chris (einem Chinesen …) und Ada fuhr das Auto Probe. Das erste mal Linksverkehr und das erste Mal ein Auto mit Achsenschaden fahren. Also wir haben ja nicht viel Ahnung, aber das Ding driftete auch gerader Straße sowas von nach links weg, wenn man nicht gegenlenkte, halleluja. Chris behauptete natürlich, dass die Straße gewölbt sei (irgendwas muss mit seiner Brille nicht gestimmt haben). Davon abgesehen war es ein goldener (!) Toyota Estima, das ungefähr 3. hässlichste Auto dieser Welt. http://imganuncios.mitula.net/1996_toyota_estima_emina_2_0_tdi_at_for_sale_in_belgaum_8200110445028008374.jpg
Also irgendwie auch nicht das gelbe (wenn auch goldene) vom Ei. Dementsprechend könnt ihr euch vorstellen, wie sehr wir im Glück waren, als Abdellah und Jan mit uns an einem Sonntagmorgen zum Ellerslie Carmarket in einem Vorort Aucklands fuhren. Das Ganze fand auf einer Pferderennbahn statt. Nachdem wir uns zwei Stunden lang angehört hatten, dass dieses und jenes ja das biiiligste und beeeste Backackerauto sei (nach dem Motto gud price, gud quality) trafen wir Miss Elli. Mittlerweile wussten wir wie man sich professionell über einen Motorraum beugt und das Gesicht nachdenklich verzieht, um den Eindruck zu erwecken, man hätte jedenfalls schon einmal ein Auto von innen gesehen. Miss Elli erschien uns als das beste Modell, zudem ist sie deutlich jünger als ihre Mitstreiter und ist glücklicherweise auch ein Nissan Elgrant (deswegen auch der Name), genauso wie unsere erste große Liebe. Problem war der Preis. 5700Dollar sollte das gute Stück kosten. Aber wir befanden uns ja auf einem Automarkt und der Verkäufer war Araber: perfekte Bedingungen um unsere arabischen Verhandlungserfahrungen aus Marokko anzuwenden.
1. Regel: Ausdauer zeigen. 2. Regel: Sich Zeit lassen. Zwischendurch mindestens für eine halbe Stunde verschwinden und ein gutes Getränk zu sich nehmen. 3. Regel: Auf das unglaublich schmale Budget hinweisen (je öfters angewendet, desto wirksamer). 4. Regel: Sämtliche noch so kleine Kratzer am Auto als Totalschaden deklarieren. 5. Regel: Man versteht ja voll und ganz, dass der Verkäufer das Geld braucht, aber aufgrund der 3. Regel sind einem da leider die Hände gebunden. 6. Regel, als letztes Ass im Ärmel, wirkt immer ein „meine kranke Oma, meine zehn verwaisten Kinder und mein hungernder Hund“. Grundlage ist sowieso immer ein unverschämt niedriges Preisangebot.
Wir stiegen also ein bei 4.400Dollar, verschwanden für einen guten Kaffee und ließen den guten Mann erst einmal schmoren. Eine Stunde und eine Probefahrt später, hatten wir uns auf 4.800Dollar geeinigt, waren um 500Dollar für die Anzahlung ärmer und besaßen einen grammatikalisch völlig fehlgeschlagenen, handgekritzelten Vertrag in Lelas Kalender (der Autohändler hat geschrieben wohlgemerkt). Dieser Vertrag sollte uns später noch Kopf und Kragen retten, denn er besagte, dass wir Miss Elli erst nach einem pre-purchase-check kaufen würden. Sollten bei diesem Check irgendwelche Probleme auftauchen, müsse der Verkäufer diese auf seine Kosten beheben.
Tage später fuhren wir mit dem Zug zur Werkstatt des Autohändlers nach Henderson, einen Vorort Aucklands. Hier gibt’s eigentlich nur Autohändler, Werkstätten und eine riesige Shoppingmall, die unser 2. Zuhause werden sollte.
Der Check hatte es in sich … Wir saßen eine Stunde beim TÜV und schauten unserem Baby bei den eingehenden Untersuchungen zu. Dabei kamen wir uns vor als würden wir im Krankenhaus auf das Ergebnis einer über Leben und Tod entscheidenden OP warten. Der Blick des TÜV-Spezialisten war sehr verheißungsvoll … Nun ja, da waren so eeeinige Problemchen: Bremsen, Reifen, Rost, Achsenmanschetten, eine kunterbunte Mischung lustiger und natürlich vöööllig bedeutungsloser Autoschäden. Eine so schöne Mischung, dass sich der TÜV-Mann fragte, wie dieses Auto den Warrant of Fitness (TÜV) bekommen konnte.
Mhhh, unerwarteter Ausgang der OP, aber nicht lebensbedrohlich. Da gab´s ja schließlich noch unseren schönen Vertrag …
4 Tage voller schöner Spaziergänge zwischen TÜV und Autowerkstatt mit gelegentlichen Stopps in der Shoppingmall, wenn mal wieder immer noch nicht alles perfekt war und wir warten mussten, bis endlich alles repariert war, verstrichen. Immerhin konnte man dort billig den Ada-Lela-Hunger stillen. Das Tragödiengefühl verstärkte sich mit jeder Fahrt nach Henderson. Nicht zuletzt auch durch die Sinfonien Bachs und Mozarts, die sich über einen ergossen, wenn man vom Gleis die kleine Haupthalle des Bahnhofes betrat. Warum, hat sich uns bis heute nicht erschlosssen. Bei unserem ersten Besuch dachten wir, irgendwo müsse sich eine versteckte Kamera befinden.
Der TÜV-Mann setzte sich mittlerweile fleißig für uns ein und ließ sich auch von den schrankförmigen Begleitungen des Autohändlers nicht beeindrucken („Die Ladys brauchen ordentliche Bremsen“).
Zu den kleinen oder größeren Autokaufproblemchen gesellte sich dann auch ein Problem ganz anderer Natur: Lela und Ada waren zu blöd gewesen, sich zu überlegen, dass man logischerweise nicht an einem Tag aus dem Ausland von einem deutschen Konto eine so große Menge Geld abheben kann. Die Sorge um Miss Elli hatte uns völlig mitgenommen. Die berühmten 4 Tage verbrachten wir auch damit, gefühlt jeden Bankautomaten Aucklands um Geld anzubetteln. Obwohl eine der größten Banken Neuseelands ASB (ArbeiterSamariterBund) heißt, war da meistens nichts zu holen. Also tigerten wir jeden Tag zu etlichen Automaten und fragten uns schon, wann unsere Kreditkarten denn nun endlich gesperrt werden würden. Besonders schön war der Moment als wir auf Aucklands Hauptstraße auf einer Bank völlig verzweifelt und abgewiesen von allen Bankautomaten saßen und Besuch von einem Mönch bekamen. Ja, auch hier dachten wir, wo ist die Kamera, und nein, die Story ist nicht erfunden. Er erklärte uns, ohne unsrer Probleme zu kennen, dass wir unsere innere Mitte (meeeein Gott, finde mal deine innere Mitte, wenn du ein Auto kaufen willst) finden sollen und schenkte uns ein Buch über self-realisation. Der ArbeiterSamariterBund gab trotz unserer neu positionierten Mitte kein Geld.
In völliger Verzweiflung fielen in diesen Tagen auch mal solche Zitate wie:
„Was ist das denn da für eine Versammlung Alter und Kranker?“ – „Ada, das ist eine Bushaltestelle“.
Die Freude war groß, als das Geld endlich zusammen war und wir uns auf dem Klo der Shoppingmall einschlossen hatten, um die 50er und 20er Scheine (waaaarum um alles in der Welt haben die hier keine größerer Scheine) zu zählen.
Und dann kam der große Moment: Geldübergabe mit muslimischer Segnung des Verkaufs durch den iranischen Verkäufer.
Anschließend musste Ada Miss Elli dann durch halb Auckland über gefühlt sämtliche Hauptverkehrsadern und Highways im Feierabendverkehr zu Abdullahs Haus bewegen. Das erste Mal richtig alleine auf großen Straßen Linksverkehr fahren … Lela spielte mit Google Maps ausgerüstet Navi und half, falls mal wieder leichte Irritationen im Linksverkehr auftauchten („Haben die hier eigentlich rechts vor links oder links vor rechts?“). Stellt euch einfach vor, ihr müsstet linksherum in einen Kreisel und von links auf eine Autobahn fahren (der rechte Fahrsteifen ist dann logischerweise der Überholstreifen). Man fühlt sich in etwa so, als hätte die letzte Stunde geschlagen. Davon abgesehen macht man bei jeder Abzweigung bei strahlenstem Sonnenschein den Scheibenwischer in der höchsten Stufe an, weil der Blinker rechts ist. Ohne größere Zwischenfälle erreichten wir aber tatsächlich unser Ziel.
Das Highlight kam zwei Tage später in Gestalt von einer Matratze. Wir waren auf der Suche nach einem billigen Modell für Miss Elli und klapperten Matratzenläden ab. Ein Verkäufer bot uns eine für 160Dollar an, als er unser Gesicht sah, grinste er und winkte uns mit ihm hinter den Laden zu kommen. Dort stand eine ausgemusterte, wunderschöne, Queensize-5-Sterne-Matratze. For free.
Durch Abdullah und Jan wurde unsere Zeit in Auckland trotz der Hostelabenteuer doch noch sehr neuseeländisch. Auffällig ist, dass die Kiwis unglaublich gastfreundlich und offen sind. Abdullah steckte passenderweise mitten im Umzugschaos, dennoch organisierte er uns ein monströses Bett und alles was man sonst noch so braucht. Jan bemerkte gleich, dass sie doch eine deutsche Freundin (Frau ihres Ex-Ehemannes, die Ruhe möchten wir auch mal haben) auf einer Insel vor Auckland habe und gab uns ihre Nummer. Wir sollten einfach anrufen und dann bei ihr vorbeifahren. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen.
Auckland wird von zwei Seiten von Wasser eingeschlossen. Auf der östlichen Seite schmiegt es sich an eine riesige Bucht mit dutzend kleineren und größeren Inseln, die eher an die Tropen als an Neuseeland erinnern. Auf einer dieser Inseln, die passenderweise auch noch Waiheke heißt, lebt Astrid, die besagte Freundin Jans. Wir riefen sie spontan an und sie lud uns sofort ein, die Fähre nach Waiheke zu nehmen und sie zu einem Barbecue mit Freunden zu begleiten. 45Min. fährt man vom Hafen Aucklands nach Waiheke – und befindet sich danach in einer komplett anderen Welt. Palmen, endlose Strände, unglaublich grüne Wiesen. Irgendwas zwischen Nordseeinsel, Thailand und Hawaii (Namensvetter Waikiki). Dreiviertel der Menschen auf der Insel leben nur im Sommer dort. Astrid und ihr Mann hingegen besitzen dort ein Haus mit unglaublich toller Aussicht über gleich zwei Strände. Die Beiden nahmen uns unglaublich herzlich auf, uns wurden die glücklichen Hühner vorgestellt und ein Bier in die Hand gedrückt und dann ging´s weiter zum Barbecue bei ihren Freunden.
S0 saßen wir mit Mitfünfzigern unter Palmen und Bananenbäumen und aßen das beste Essen des nächsten halben Jahres: Lachs, Hühnchenbrust, 6 verschiedene Salate, statt Porridge und Dosenravioli. Alle nahmen uns ganz selbstverständlich auf.
Anschließend stiefelten wir beide noch zu einem der malerischsten Strände Waihekes. Wir müssen uns in den Tropen befunden haben, eindeutig …
Ein weiteres schönes Beispiel für die Offenheit der Neuseeländer erlebten wir auf der Fähre nach Waiheke. Lela hatte ihren Jutebeutel mit der Aufschrift „Don’t grow up, it’s a trap“ dabei, als plötzlich eine Hand ihren Ärmel griff und heftig daran zog. Wir drehten uns um und schauten in das Gesicht einer kleinen, älteren, lustigen Neuseeländerin, die furchtbar entzückt auf den Jutebeutel zeigte. Sie teilte uns mit, dass dies ihre Lebensphilosophie sei und machte uns klar, dass dies eines der wichtigsten Erkenntnisse des Lebens ist.
Ach, eine Anekdote muss hier natürlich auch unbedingt noch Platz finden: Wir wurden an einem Sonntagmorgen gegen acht Uhr davon geweckt, dass sich die Gardinen bewegten. Wir dachten uns nichts dabei und schliefen weiter. Kurze Zeit später fiel ein fast zwei Meter großer Kerl kopfüber durch das Fenster in unser Zimmer. Mit einem ohrenbetäubendem „Sorry“ stolperte er über unsere Klamotten zur Tür. Jans Sohn hatte seinen Schlüssel nicht gefunden … Und das Endspiel der Rugby-Weltmeisterschaft zwischen Neuseeland und England (Kiwis haben gewonnen) war wohl eindeutig zu viel. Gut, dass wir den Kerl kannten und nicht direkt erschlagen haben. Als Entschädigung schenkte er uns einen echt eleganten Traumfänger für Miss Elli.
Weitere besondere Eigenschaften der Kiwis: 1. Alles ist SWEET, alles! Egal, ob du gerade einkaufen warst, das Klo schön ist oder die Sonne scheint. Es gibt nichts, was nicht sweet wäre. Für uns war das erstmal relativ unsweet, bis wir gemerkt haben, dass es weder Sarkasmus noch billige Anmache ist, sondern einfach typisch Kiwi. 2. Genauso reglementiert wie der Tabak (scheißteuer!) ist hier der Alkohol. Auf der Straße darf nicht getrunken werden, allerdings kippen sich viele schon ab elf Uhr morgens im Garten die Hucke voll. O-Ton Lela, nachdem ihr gerade nach dem Aufstehen ein Bier angeboten wurde: „Jo, ich trinke mein Bier auch immer am liebsten um 11.41.“
Sehr schön war auch unserer Erfahrung mit neuseeländischem Tabak. 43Dollar für 30g … Noch Fragen? Und dann gab´s auch nur noch Menthol-Tabak. Also 3 Wochen lang beim Rauchen das Gefühl haben, sich die Zähne zu putzen.
Aber Schluss jetzt mit Auckland, Hostels und Autoverkäufern. Am Montag den 2. November brachen wir endlich mit Miss Elli aus der Großstadt gen Norden auf. Dazu mehr in den nächsten Tagen … Oder Wochen … Oder Monaten …
Cheers Lela und Ada